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Das CrossFit-Bild 

im Kopf

Diese Zeilen haben sich aufgedrängt! Man kennt das, oder?! Wenn einem sehr knapp hintereinander das ziemlich Gleiche passiert und du dich fragst, was das jetzt zu bedeuten hat? Ich wusste ja schon lange, dass CrossFit mit sehr vielen Vorurteilen belastet ist, aber da jetzt so unfassbar viele Menschen mit so unfassbar absurd sportlichen CrossFit-Bildern in ihren Köpfen zu mir gekommen sind, ist es an der Zeit hier mal wieder ein Worddokument aufzumachen und mein Schreiberherz ran zu lassen (Nein, hier ist kein Platz für Chat GPT).

 

Wo auch immer der super durchtrainierte Muskelprotz ist, der offensichtlich der Typ ist, der für alle CrossFitter dieser Welt steht. Bitte lieber Muki-Man, werde unsportlich. Denn du verhaust so vielen Menschen den Einstieg in diesen Sport. Und das nur, weil du dich in ihren Köpfen festsetzt und Bizepscurls machst.

 

Als CrossFit Graz noch in den Kinderschuhen steckte und Stefan seine vermutlich allerersten Sticker produzieren ließ, stand da auf diesen grafisch vielleicht noch nicht ganz geglückten Prototypen: „What are you training for? Life!“. 13 Jahre, einen Hausbau, eine Geburt und zwei selbständige Unternehmen später kann ich behaupten: Ach du Scheiße, man hätte den Einfluss von CrossFit in meinem Leben nicht besser beschreiben können. Mit keinem anderen Satz. Keinem.

 

Man geht durch eine harte Lebensphase. Alles ist gegen einen. Der Wind? Die Leute? Die Mondphase? Die Hormone? Die Autos vor einem? Das Leben halt einfach? Aber Hey… gut, dass man in den letzten Jahren im Training gelernt hat, einfach mal durchzubeißen. Man weiß, es hört auf. Man weiß, man kann das. Und wie man das kann, man hat im letzten Workout auch durchgehalten, in dem man aufhören wollte.

 

Der mentale Aspekt des CrossFit-Trainings, der ist absolut wild. Die meisten Menschen glauben, man trainiert für den Strandkörper. Dabei trainiert man eigentlich, damit man den eigenen hübschen Kopf nicht in den (dortigen) Sand steckt und aufgibt. Ich will hier nicht zu persönlich werden, aber ich kann mit Sicherheit sagen, hätte ich vor der Geburt meiner Tochter kein CrossFit gemacht, hätte ich sie niemals ohne Schmerzmittel oder PDA auf diese wunderschöne Welt gebracht. Und damit meine ich eigentlich nur nebensächlich meine körperliche Fitness. Viel mehr hätte die Kleine niemals den Weg nach draußen geschafft, weil mein Kopf ihr im Weg gestanden wäre. Auch wenn er am anderen Ende meines Körpers sitzt.

 

So, hätten wir den mentalen Bereich abgehakt. Aber einen richtig fetten Punkt braucht es noch. Bleiben wir beim Strand, beim Beachbody. Also, wir wissen ja schon, die meisten Leute glauben, wir trainieren für diesen Moment. Dabei trainieren viele CrossFitter – zumindest in unserer Box - eigentlich nicht für den Strand-Moment, sondern für das Leben nach dem Urlaub. Für das Leben nach dem Büro. Für das Leben, wenn es anfängt zu zwicken. Dann, wenn der Körper anfängt Signale zu schicken, dass die 90er doch schon länger her sind, als wir glauben. Ja, es gibt auch in meinem Kopf ein unfassbar kitschiges Bild eines CrossFitters, einen Stereotypen. Und mit dem schließt sich das anfängliche Bild vom bizepscurlenden Muskelprotz im Kopf der anderen Leute. In beiden Denkzentralen befindet sich der vermeintlich „typische“ CrossFitter. Mit dem Unterschied, dass mein Bild so aussieht: Mein sportlicher Mensch, kann in seiner Pension mit seinen Enkeln noch am Boden sitzen. Er steht selber auf, kann seine Enkel hochheben und sie auf dem Arm tragen. Er kann mit ihnen im Garten laufen und sie am Abend in ihr Hochbett schmeißen. Und ja, vielleicht beharrt er am Ende auch darauf, dass sein Enkel ihm ein High Five gibt, weil das halt ist.

 

Es wird Zeit den Muskelprotz ziehen zu lassen. Man suche sich bitte einen schönen Rahmen aus, klappe diese unmöglichen Fingernagelabreiß-Metalldinger auf und hänge sich das neue Bild auf. Direkt in den Kopf!

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